An der Spitze der La Vaulx-Straße ist ein kleines Holzhaus aus dem späten 17. Jh. zu erblicken. Der Spitzgiebel erinnert an die frühere Strohbedachung.
Ende des 18. Jh. lebte der Schreiner Jean Vinette unter ärmlichen Bedingungen in diesem Haus. Er hatte damals wohl kaum geahnt, dass man sich heute noch an ihn erinnern würde. Doch warum wird so viel Wert darauf gelegt, dieses Gebäude zu erhalten und zu restaurieren? Tatsächlich galt das Haus Vinette zur Zeit der französischen Besatzung als Ausgangspunkt einer Volksbewegung am 16. Januar 1797. Die unzufriedene Bevölkerung revoltierte gegen die Besatzer, deren Schikanen ihre moralischen und religiösen Freiheiten angriffen. So war es den Geistlichen beispielsweise verboten, den Verstorbenen das letzte heilige Sakrament zu spenden.
Die Tochter des Schreiners, Marie-Thérèse Vinette, sollte am 16. Januar 1797 heimlich ihre letzte Ölung erhalten. Doch die wütende Malmedyer Bevölkerung widersetzte sich den französischen Besatzern und zog gemeinsam mit dem Pfarrer zum Haus Vinette, um der kranken Marie-Thérèse das letzte heilige Sakrament zu spenden. Im Anschluss gingen alle Prozessionsteilnehmer wieder wie gewohnt ihrer Arbeit nach.
2003 wurde das kleine Haus vollständig restauriert und mit einer schützenden Holzbekleidung versehen. Ein Blick durch die Fenster scheint Besucher in eine längst vergessene Zeit zurückzuversetzen : auf 16 Quadratmetern wurde das tragische Szenario der kranken Schreinertochter in ihrem Schlafzimmer aus dem 18. Jh. realitätsgetreu nachgestellt.