Elsenborn
Geheimnisvolle Weiten einer historischen Kulturlandschaft
Elsenborn
Mit 635 Metern Höhe ist Elsenborn eines der höchstgelegenen Dörfer Belgiens. Der Ort mit seinen rund 1.000 Einwohnern wird besonders geprägt vom Truppenübungsplatz und seiner artenreichen Heidelandschaft, die von offenen Bachtälern durchzogen ist. Es ist ein Landschaftsbild, das in früheren Zeiten für viele Dörfer der Hocheifel typisch war. In Elsenborn konnte diese einzigartige Landschaftsform durch die Gründung des 28 km² großen Truppenübungsplatzes erhalten bleiben. Der offene Landstrich stellt heute für zahlreiche Tiere und Pflanzen einen wichtigen Lebensraum dar.
Orte von Interesse
Panoramatafel Elsenborn
Die Panoramatafel Elsenborn befindet sich unweit des Wanderknotenpunktes 67 und des Vennhofkreuzes. Der Standort ist von saftigen, grünen Wiesen umgeben und bietet eine gute Sicht auf die Ausläufer des Hohen Venns.
Ehemalige Grenzsteine
Auf dem Gebiet des heutigen Truppenübungsplatzes Elsenborn verlief in früheren Jahrhunderten die Grenze zwischen den Herzogtümern Jülich und Luxemburg. Das unwegsame Gelände wurde damals von den Bewohnern der Dörfer Elsenborn (Herzogtum Luxemburg) und Kalterherberg (Herzogtum Jülich) als Weidegrund für das Vieh, vor allem für die Schafe, aber auch zur Beschaffung von Heu und Streu genutzt. Die Hirten und Bauern beider Dörfer gerieten aufgrund ungenauer Grenzmarkierung wiederholt in Streit über den Grenzverlauf, was 1664 sogar zur "Verschleppung" der Elsenborner Schafherde nach Kalterherberg geführt hatte. Der Grenzkrieg blieb noch lange bestehen, denn erst 1791 wurde das unwegsame Gebiet neu vermessen und die Grenze mühevoll durch Grenzsteine sichtbar gemacht. Doch nur vier Jahre später war die wieder Grenze hinfällig, denn die Franzosen hatten das Gebiet erobert und die alten Herzogtümer aufgelöst. Noch heute markiert eine Reihe von Steinen die einstige Grenzlinie, und an manchen Stellen ist sogar der Grenzgraben erhalten geblieben. Einige der Grenzsteine, die teils beschädigt waren, wurden entfernt und zu ihrem Schutz beim Truschbaum (Lagerstraße, unweit des Wasserturms) aufgestellt. Diese ca. 200 Jahre alte Buche, die über einen langen Zeitraum wohl als einzelner Baum aus der Landschaft herausstach, hatte den Menschen als markanter Orientierungspunkt in der Vennlandschaft gedient. Im Jahre 1984 fiel er einem Wintersturm zum Opfer und wurde noch im Herbst desselben Jahres durch eine neue Buche ersetzt.
Wintersport
Im Winter steht Elsenborn ganz im Zeichen des Wintersports. Die Langlaufloipen sind sowohl für den klassischen als auch für den Skating-Stil präpariert und bieten die Möglichkeit, Runden von bis zu 14 Kilometern zu absolvieren. Insgesamt stehen 800 Paar Langlaufski zum Verleih bereit für Einzelsportler, Gruppen, Schulklassen oder Familien. Das neu errichtete Biathlonzentrum von Herzebösch lockt Profis und Nachwuchs an und steht auch dem interessierten Freizeitsportler zur Verfügung. Die geplante touristische Nutzung geht jedoch noch weiter: Schießen für jedermann richtet sich an alle, die Biathlon erleben möchten. Angeboten werden Laserschießen, Schießen mit dem Luftgewehr und dem Biathlongewehr. Im Sommer bleibt die Anlage offen für Rollerskifahrer und Inlineskater, die auf der frisch asphaltierten Piste die reizvolle Landschaft genießen können.
Truppenübungsplatz
Der Truppenübungsplatz Elsenborn wurde 1894 für die preußische Armee angelegt. Damals gehörte Elsenborn zur preußischen Rheinprovinz und war somit Teil des Deutschen Kaiserreichs. Die ersten Soldaten wurden in Zelten und auch bei Bauern im Dorf einquartiert, bevor ab 1895 das „Lager Elsenborn“ mit diversen Gebäuden entstand: Wohn- und Schlafräumen für die Soldaten, Stallungen, einem Postamt, Futterbaracken für Tiere, einer Badeanstalt usw. Hier konnten zeitweise bis zu 5000 Soldaten und 1500 Pferde beherbergt werden. Von 1895 bis 1939 verband eine Schmalspurbahn das Lager mit dem Bahnhof Sourbrodt. Sie wurde vornehmlich genutzt für den Transport von Hafer, Gerste und Stroh für die Pferde sowie für den Transport der Soldaten, die die Geschäfte und Gaststätten im nahe gelegenen Sourbrodt aufsuchten. Die heutige Verbindungsstraße zwischen Elsenborn und Kalterherberg (D) wurde zwischen 1913 und 1915 als Umgehungsstraße angelegt. Während des Ersten Weltkrieges wurden auch russische Gefangene als Arbeitskräfte beim Bau der Straße eingesetzt. Die ursprüngliche direkte Wegführung durch das Übungsgelände ist noch heute gut sichtbar. Der Truppenübungsplatz liegt nördlich der Ortschaft Elsenborn, ist 28 km² groß und eines der größten Übungsgelände der belgischen Streitkräfte. Aufgrund der militärischen Nutzung wurde die Ausbringung von Düngemitteln und die Aufforstung der Heideflächen mit Fichten verhindert. Diese Umstände und die regelmäßigen kontrollierten Flächenbrände haben dafür gesorgt, dass die vor 200 Jahren für alle Dörfer der Hocheifel typischen Bärwurzwiesen und Heideflächen erhalten geblieben sind. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten haben hier einen Rückzugsort gefunden.
Flora und Fauna
Der größte Teil des Truppenübungsplatzes gilt wegen seiner seltenen Tier- und Pflanzenwelt als schützenswertes Gebiet und wurde deswegen in das Natura 2000-Programm aufgenommen. In diesem europaweiten Netzwerk werden zusammenhängende Schutzzonen ausgewiesen, die den Bestand wildlebender heimischer Pflanzen und Tiere und deren Lebensräume sicherstellen. Der nährstoffarme Boden auf dem Truppenübungsplatz bewirkt, dass sich seltene Pflanzen gut ausbreiten können: Im Frühjahr blühen hier die gelben Narzissen, wenig später die leuchtend weißen Bärwurzwiesen und im Sommer sehr zahlreich die Arnika-Blumen. Lilafarbenes Heidekraut und Preiselbeeren prägen die Landschaft im Herbst. Mehr als 78 Vogelarten sind auf dem Gebiet des Übungsplatzes heimisch, und es sind vor allem die am Boden brütenden Braunkehlchen, Lerchen und Pieper sowie der Schwarzstorch, die hier ideale Lebensbedingungen vorfinden. Zu den Besonderheiten der Fauna zählen außerdem über 30 Tag- und Nachtfalterarten, darunter der Blauschillernde Feuerfalter und der Randring-Perlmutterfalter, die hier als typische Bewohner feuchtkalter Lebensräume heimisch wurden.
Maßnahmen zum Erhalt der Kulturlandschaft
Gerade wegen seiner militärischen Nutzung und der regelmäßig durchgeführten Flächenbrände haben sich auf dem Truppenübungsplatz Elsenborn die Bärwurzmähwiesen und Heideflächen erhalten können, wie sie vor 200 Jahren fast jedes Dorf der Hocheifel umgaben. Diese Kulturlandschaften waren im Mittelalter durch die Abholzung von Buchen- und Eichenwäldern und die anschließende Schiffelwirtschaft entstanden. Schiffelwirtschaft bezeichnet eine Form des Brandfeldbaus, bei der die Rasenschicht abgeschält, verbrannt und die Asche zur Düngung verwendet wurde. Weidende Schafe verhinderten das Wachsen von Bäumen und Sträuchern und hielten die Flächen offen. Um diese einzigartige Kulturlandschaft am Truppenübungsplatz zu erhalten bzw. zu renaturieren, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Die wichtigste und effektivste Methode ist das kontrollierte Abbrennen bestimmter Areale. Auf dem Gebiet des Truppenübungsplatzes Elsenborn werden jedes Frühjahr vor der Brutzeit große Flächen durch die Militär- und Forstverwaltung abgebrannt. Dadurch wird die Heide verjüngt, die Ausbreitung von Pionierpflanzen wie Ginster und Birken verhindert und das Wachstum von Pflanzenarten ermöglicht, deren Samen auf nackte Erde fallen müssen, um keimen zu können. Auf degradierten Heideflächen, die eine Humusauflage von einigen Zentimetern aufweisen, wird die Technik des Abplaggens angewendet. Dabei wird die humusreiche Grasnarbe mit einem Löffelbagger abgetragen, damit der im Boden vorhandene Samen der Heidepflanzen, auch noch nach 50 Jahren, keimen kann. All diese Maßnahmen geschehen an Stelle der früheren extensiven Bewirtschaftung und tragen heutzutage zum Erhalt der offenen Heidelandschaft bei.
Hohe Mark – eine bemerkenswerte Landschaft
An den Randbereichen des Truppenübungsplatzes, wohin das Feuer beim kontrollierten Abbrennen zum Erhalt der Heidelandschaft nicht gelangt, sind einige Relikte alter Wälder mit Eichen- und Rotbuchenbestand erhalten geblieben. Die Hohe Mark zum Beispiel ist ein Buchenwald mit markanten Baumformen aus durchgewachsenen Stockausschlägen. Die Bewirtschaftung als Niederwald, bei der die Bäume regelmäßig auf den Stock gesetzt wurden, führte zu diesen sehr typischen Baumformen. Das Gebiet ist als Landschaftsschutzgebiet klassiert.
Schwalmbachtal und Bieley-Fels
Das Schwalmbachtal ist ein 209 Hektar großes Naturschutzgebiet im belgisch-deutschen Grenzgebiet. Die Quelle der Schwalm befindet sich unweit der Straße N658 zwischen Rocherath und Wahlerscheid (D). Der Bach durchquert das Militärgelände und wird durch mehrere Nebenbäche gespeist. Schon nach ca. 5 Kilometern überquert er die Grenze nach Deutschland, wo er aufgrund des Vorkommens der Perlmuschel nun Perlenbach genannt wird. Die nährstoffarmen Wiesen des Bachtals wurden jahrhundertelang zur Heugewinnung genutzt, bis die Landwirtschaft die entlegenen Felder als unwirtschaftlich aufgab. In der Folgezeit wurden die Wiesen mit schnellwachsenden Fichten bepflanzt und verloren ihren ursprünglichen Charakter. Erst das Aktivwerden von Heimat- und Naturschützern des deutsch-belgischen Naturparks Hohes Venn-Eifel brachten die Wende und die alten Bachwiesen wieder zurück, die im Frühjahr überdeckt sind mit einem gelben Teppich aus Narzissenblüten. Das Schwalmbachtal bietet dem Naturfreund und Wanderer jedoch das ganze Jahr hindurch eine herrliche Kulisse. Eine besondere Attraktion ist die Bieley, ein beeindruckender Felsen hoch über dem Tal. Von dort aus eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf das Tal mit dem wild mäandernden Schwalmbach. Da der Felsen sich in einer Sicherheitszone des Truppenübungsplatzes Elsenborn befindet, ist der Zugang zur Bieley aufgrund von Schießübungen regelmäßig gesperrt. Vor dem Betreten des Areals sollte daher geprüft werden, ob Schießübungen stattfinden. Die Bieley ist am einfachsten, aber nicht ausschließlich von der deutschen Seite aus erreichbar. Infos zu Sperrungen: https://butgenbach.be/schiessuebungen-lager-elsenborn/
Herba Sana – der Gesundheitsgarten
Mit Kräutern heilen, "Gesundheit im Einklang mit der Natur“ lautet das Motto des Naturheilmittelherstellers Ortis. Im Herba Sana, dem betriebseigenen Heilkräutergarten, wird die Philosophie des Familienunternehmens veranschaulicht. Auf dem zwei Hektar großen Gelände gedeihen 120 verschiedene Heilkräuter. 450 Hinweistafeln leiten durch den Herba Sana-Garten und erklären die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Pflanzen. Eines der Beete widmet sich der Verdauungsgesundheit, ein weiteres enthält 25 Heilpflanzen, die es ermöglichen, eine kleine Apotheke von Mutter Natur zusammenzustellen. Jenseits der sorgsam komponierten Beete breitet sich die naturbelassene Landschaft des Hohen Venns aus, in der weitere 80 Wildpflanzen auf ihre Entdeckung warten. Geführte Besichtigungen für Gruppen oder Programmvorschläge mit ORTIS sind auf Anfrage erhältlich. info@herba-sana.be www.herba-sana.be
„Truschbaum“
Der Truschbaum befindet sich auf Höhe der Griesdeck an der Elsenborner Lagerstraße. An der Stelle des heutigen Baumes stand bereits vorher eine uralte Rotbuche, die der Überlieferung zufolge, ca. 200 Jahre alt geworden ist. Dieser Baum stach über einen langen Zeitraum wohl als einzelner Baum aus der Landschaft heraus und diente den Arbeitern, Wanderern und Schmugglern als markanter Orientierungspunkt in der Vennlandschaft. Sein Aussehen erinnerte an einen Strauch oder Strauß Blumen. Der Volksmund vermutet, dass er daher den Namen „Trusch“ erhielt. „Trusch“ bedeutet im Elsenborner Dialekt so viel wie Strauß. Die Wissenschaft hingegen erklärt, dass mit „Trusch“ der steinige Boden gemeint ist, auf dem der Baum steht. „Trusch“ ist ursprünglich der Name eines großen Elsenborner Flurgebietes, das bis an den Truschbaum heranreicht. Im Althochdeutschen bedeutet „d‘Rrusch“ nämlich rauer, steiniger Boden. Bereits um 1830 wird der Truschbaum als „innen vollständig ausgehöhlt“ beschrieben. Zahlreiche Versuche, den Baum zu retten, fanden durch einen heftigen Wintersturm im Januar 1984 ein jähes Ende. Damit dieses Elsenborner Wahrzeichen trotzdem weiter bestehen blieb, wurde im November 1984 an derselben Stelle eine neue Rotbuche gepflanzt. Rund um den Truschbaum hat man neun der alten Grenzsteine (1791) der ehemaligen jülich-luxemburgischen Grenze aufgestellt, die ursprünglich auf dem heutigen Truppenübungsplatz standen, um deren Erhalt zu sichern.
Die Sage vom Lützevennsmännchen
In den Wäldern und Venntälern rund um den heutigen Truppenübungsplatz wurde früher natürlich auch gejagt. Bei einer dieser Jagden verfolgten einst drei Jäger einen Hasen, der ihnen jedoch immer wieder entkommen konnte. Während zwei der Jäger bald aufgaben, setzte der dritte dem Hasen verbissen nach und verschwand im moorigen Dickicht und wurde nie wieder gesehen. Der Sage nach streifte er jedoch als Geist weiter im Venn herum und tauchte im Bereich des Lützevenns von Zeit zu Zeit wieder auf. Die Begegnungen mit ihm waren teils friedlicher, teils auch furchterregender Art. So gesellte sich das Lützevennsmännchen, wie es genannt wurde, einmal zu Holzfällern ans Feuer, wärmte sich, sprach ein paar Worte und verschwand wieder. Anderen Menschen, insbesondere denen, die es verspotteten, spielte das Lützevennsmännchen übel mit: Es packte sie im Nacken und hob sie in die Luft. So mancher soll von einer derartigen Begegnung graue Haare bekommen haben. Früher erzählten sich die Leute in unseren Dörfern eine Vielzahl von Geschichten über den kleinen Geistermann. Und sie glaubten fest daran: Es hat das Lützevennsmännchen tatsächlich gegeben.
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