Recht
Das Dorf Recht und der goldene blaue Stein
Das Dorf Recht und der goldene blaue Stein
In Recht begegnet man dem Schieferstein auf Schritt und Tritt. Geschliffener Bruchstein, Fenster- und Türrahmen, Kreuze und feine Bildhauerarbeiten sind lebendige Spuren eines Handwerks, das sich zu einer Kunst entwickelte. Ab dem 18. Jahrhundert brachte hochwertiger Blauschiefer den Ort zur Blüte und verhalf ihm unter dem Einfluss von vier um 1720 aus Tirol eingewanderten Steinmetzen zu überregionaler Bekanntheit.
Die Umgebung des Dorfes ist durch landwirtschaftliches Grünland und ausgedehnte Wälder bestimmt und lädt mit gut ausgeschilderten Wegen zum Wandern und Radfahren ein.
Orte von Interesse
Panoramatafel Recht
Die Panoramatafel befindet sich zwischen den Wanderknotenpunkten 45 und 97 am Batzborn. Eine Bank lädt zum Verweilen ein und bietet eine traumhafte Aussicht über die in einer Talsohle gelegene Ortschaft Recht und die hügeligen Ardennen.
Schieferstollen und Blausteinmuseum Recht
Die Schieferstollen in Recht wurden Mitte der 1880er Jahre von den Gebrüdern Margraff angelegt, um dort Dachschiefer abzubauen. Sie förderten in den zwei Bergwerksstollen einen zirka 480 Millionen Jahre alten bläulichen Schiefer, den Rechter Blaustein. Dieser eignete sich leider nicht für die Herstellung der sehr dünnen Dachschieferplatten. Der Stein wies aber andere hervorragende Eigenschaften auf: Er ist äußerst witterungsbeständig und resistent gegen Umwelteinflüsse. Daher wurde der Rechter Blaustein zum Beispiel für die künstlerische Gestaltung im sakralen Bereich, aber auch für Sauerkrauttröge oder Lohebassins in der Lederindustrie verarbeitet. Dekorative Beispiele finden sich noch in den Türbögen des nahen Pfarrhauses sowie im gegenüberliegenden Eingangsportal der Kirche. Die Schieferstollen wurden jedoch schon nach zirka 20 Jahren wegen mangelnder Rentabilität aufgegeben. Mit der Zeit verfielen die Stollen, der Untere wurde aber in aufwendiger ehrenamtlicher Arbeit wiederhergestellt und beherbergt heutzutage ein Besucherbergwerk, dem das Blausteinmuseum Recht angegliedert ist. Die Besucher können sich hier einen imposanten Eindruck der durch harte Arbeit entstandenen Galerien verschaffen und zahlreiche Rechter Blausteinprodukte und Werkzeuge besichtigen.
Ravel-Radweg Vielsalm-Born
Der Radweg zwischen Vielsalm und Born ist Teil des Ravel-Radwegenetzes in Ostbelgien. Er verläuft auf der ehemaligen Bahnlinie 47A, ist 20 Kilometer lang und mündet in Born in den Vennbahnradweg. Dieser verläuft auf 125 Kilometern von Aachen bis nach Ulflingen in Luxemburg. Die Bahnlinie 47A wurde im Ersten Weltkrieg von den deutschen Besatzern angelegt, um eine Verbindung zwischen der Vennbahnlinie und der Bahnstrecke von Lüttich nach Luxemburg zu schaffen. Sie sollte den Vormarsch der deutschen Truppen in Richtung Frankreich logistisch unterstützen. Nach der Sprengung des Viaduktes von Hermanmont 1940 wurde die Strecke nur noch teilweise in Betrieb genommen. Ab 2013 wurde die ehemalige Bahnlinie zu einem Radwanderweg umgebaut und gehört nun zum 220 Kilometer langen ostbelgischen Ravel-Radwegenetz. Dieses ermöglicht ein entspanntes Fortbewegen ohne nennenswerte Steigungen auf stillgelegten Eisenbahntrassen, abseits des Autoverkehrs, mitten durch die Natur der hügeligen Ardennen.
St.-Aldegundis-Pfarrkirche
Die St.-Aldegundis-Pfarrkirche wurde im 15.-16. Jahrhundert erbaut. Das Schiff der ehemals gotischen Kirche wurde 1753 im barocken Stil erweitert. 1925 wurde das alte Schiff entfernt und senkrecht zur alten Achse ein neues Schiff mit Chor errichtet. Die Mauern des Turms sowie der alte Chor (heute Seitenkapelle) sind Überreste des gotischen Baus. Der barocke Turmhelm sowie die Vorbauten rechts und links des Turms sind Überbleibsel des barocken Schiffs. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die schön gearbeiteten Fenster aus dem 20. Jahrhundert, die von klaren Linien und ausdrucksstarker Bemalung geprägt sind. Zu sehen sind unter anderem Darstellungen der Gottesmutter und der heiligen Aldegundis sowie die Wappenbilder der Familien von Reiffenberg und von Rolshausen. Patronin der Kirche ist die heilige Aldegundis, die um 630 in Frankreich geboren ist und das Kloster Maubeuge gründete. Sie wird insbesondere in Nordfrankreich, Belgien und entlang des Rheins verehrt und als Fürsprecherin bei Krankheit, besonders bei Krebsleiden, angerufen. Die 15 Register umfassende Orgel wurde 1997 in der Orgelbauwerkstatt Thomas in Stavelot (B) erbaut. Bemerkenswert ist ebenfalls die Steinfassung des Eingangsportals der Kirche sowie der Türbogen des nahen Pfarrhauses. Auf der südlichen Stützmauer der Kirche stehen etliche markante Kreuze des ehemaligen umliegenden Kirchhofes mit typischen Darstellungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Verschiedenartigkeit der Kreuze zeigt zudem die ganze Bandbreite der handwerklichen Tradition. Während die ältesten Kreuze noch sehr kunstvoll verziert sind, schwindet die Ornamentik bei den jüngeren Kreuzen zusehends.
Marienkappelle & Kriegerdenkmal von Recht
An der Kreuzung im Dorfzentrum von Recht steht eine Prozessionskapelle, die 1784 zu Ehren der Muttergottes errichtet wurde. Im Inneren befindet sich ein Wandrelief aus Schieferstein, das die Heilige Odilia zeigt. Sie wird als Schutzpatronin des Augenlichts verehrt, da sie blind geboren wurde, aber ihr Augenlicht nach der Taufe wiedererlangte. Daneben wurde das Denkmal für die Rechter Kriegsopfer aus den beiden Weltkriegen errichtet. Markant ist der lebensgroße Engel des Künstlers S. Norga, der die Namen der Opfer des Ersten Weltkrieges schreibt. Zwei weitere Steintafeln verzeichnen die Namen der Gefallenen, Vermissten und Zivilkriegsopfer des Zweiten Weltkrieges. Vor dem Denkmal wurde außerdem eine Tafel für zwei Gefallene von 1870/71 aufgestellt.
Fußfälle im Ortsteil "Am Hunnert"
Im Ortsteil „Am Hunnert“ säumen sieben Fußfälle den Weg zum Wald hinauf. Dabei handelt es sich um aus blauem Schiefer gemeißelte Reliefdarstellungen aus der Leidensgeschichte Christi, die 1831 aufgrund einer Privatstiftung errichtet wurden. Der Gang zu den sieben Fußfällen ist eine der ältesten Formen des Kreuzweges. Seinen Namen erhielt der Bittgang von dem Brauch, an den Kreuzwegstationen jeweils niederzuknien. Zumeist wurden die sieben Fußfälle für das Seelenheil Verstorbener und die Erleichterung des Sterbens Todkranker begangen.
Ehemaliges Backhaus
Das Gemeinschaftsbackhaus in Recht wurde um 1840 wahrscheinlich von den Tiroler Steinmetzfamilien Zangerle, Starck, Graf und Meyer erbaut. Diese hatten sich zwischen 1725 und 1735 in der Nähe eines Schiefersteinbruches angesiedelt und später das Backhaus errichtet. Am Gemäuer des Backhauses sind die Schieferschichten gut erkennbar. Die verwitterten Schiefersteine sind Hinweis darauf, dass der Stein aus den oberen Schichten des Stollens stammt, da der Stein aus den tieferen Schichten wesentlich kompakter ist. Das Backhaus besteht aus dem Hauptraum, in dem man früher arbeitete, und einem niedrigeren Anbau, in dem sich der eigentliche Ofen befindet. Dieser besteht aus Mauerziegeln gebrannten Ziegeln und einer Bodenplatte aus Beton. Vor ihm erhebt sich im Hauptraum der Schornstein, der im unteren Teil konsolenartig aus Schiefersteinen und darüber aus Tonziegeln errichtet ist. Die Wände des Backhauses sind aus rohen Schiefersteinen und Lehm zusammengesetzt. Dagegen bestehen Tür- und Fensterlaibungen aus geschnittenen Schieferblöcken. Bei Arbeiten im Umfeld des Backhauses, wurde an der Südseite ein tiefer Brunnen mit massiver Schiefersteinfassung entdeckt. Das Gemeinschaftsbackhaus steht seit 1994 unter Denkmalschutz.
Ehemalige belgisch-preußische Grenze bei Recht
Im Mittelalter führte eine wirtschaftlich sehr bedeutende Straße, der Große Luxemburger Verkehrsweg, von Luxemburg über Stavelot nach Lüttich durch die Ardennen. Sie verlief westlich des Dorfes Recht und bildete ab 1815 die Grenze zwischen dem Königreich der Niederlande und Preußen. Hölzerne Grenzpfähle markierten den Grenzverlauf. Nach der Unabhängigkeitserklärung Belgiens 1830 wurde die Linie zur belgisch-preußischen Grenze und wenig später mit steinernen Grenzmarkierungen versehen. Einige der historischen Grenzsteine lassen sich rund um Recht auf einer Wanderung erkunden. Dazu bietet sich das Wandern nach dem Knotenpunktsystem an: Die Knotenpunkte sind nummerierte Kreuzungen von Wanderwegen. An diesen kann der Wanderer in mindestens zwei Richtungen weiterwandern. Ab einem selbst gewählten Start-Knotenpunkt folgt der Wanderer den zuvor notierten Nummern bequem und gut ausgeschildert von Knotenpunkt zu Knotenpunkt. Zwischen den Knotenpunkten 1 und 85 westlich von Recht folgt die Wegweisung dem historischen Grenzverlauf. Einige Grenzsteine können noch heute am Wegesrand entdeckt werden. Wanderroutenplaner: go.ostbelgien.eu
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