Lontzen
Schöne Fernsichten, schattige Hohlwege und die Wiedergeburt ehemaliger Zinkabbaustätten
Lontzen und Umgebung
Die Natur ringsum Lontzen ist durch einzigartige Heckenlandschaften mit vielen Wanderwegen, Hohlgassen und Aussichtspunkten charakterisiert. Ein Spaziergang durch die Ortschaft führt an bemerkenswert schönen Gehöften aus typischem Graustein aus dem 18. Jahrhundert vorbei. Lohnend ist auch ein Besuch der Kirche. In der Schlossstraße liegt das Schloss Lontzen. Die „Dorfgeschichtliche Sammlung Lontzen-Herbesthal“ präsentiert Dokumente, Bilder und Exponate zum hier früher so bedeutenden Bergbau.
Orte von Interesse
Panoramatafel Lontzen
Die Panoramatafel Lontzen steht gegenüber vom Wanderknotenpunkt 63, nordwestlich vom Dorf Lontzen im Ortsteil Busch. Ein kleiner Weiher samt Ruhebank laden zum Verweilen ein. Eine herrliche Fernsicht erstreckt sich über eine Wiesen- und Heckenlandschaft bis Lontzen und Herbesthal. Bei klarem Wetter kann man sogar das 23 Kilometer entfernte Hochmoor „Hohes Venn“ am Horizont entdecken. Tipp: Fernglas mitbringen.
Landschaft rund um Lontzen
Die Region um Lontzen gehört aufgrund ihrer Bodenbeschaffenheit und ihres Reliefs zu den östlichen Ausläufern des Herver Landes, welches im Norden der Provinz Lüttich liegt und den Übergang von den belgischen Ardennen zum niederländischen Heuvelland markiert. Die hügelige Landschaft wird von Weiden und Obstgärten, die durch typische Hecken umzäunt sind, geprägt. Die Hecken, die die Wiesen trennen, sind schmal und niedrig. Diese sollen nicht – wie in der Gegend von Malmedy – Anwesen vor Wind und Wetter schützen. Sie sind einzig und allein Abgrenzungen für die Viehherden. Auf den Weiden der Gegend wird traditionell Milchviehwirtschaft betrieben. Diesem Umstand verdankt die Region den Namen „Butterländchen“. Zahlreiche unbeschnittene Weiden, Eschen und Eichen lockern das Landschaftsbild auf.
Dorfgeschichtliche Sammlung
Mitten auf dem Dorfplatz vor der St. Hubertuskirche befindet sich die Dorfgeschichtliche Sammlung Lontzen-Herbesthal, welche im Dorfhaus Lontzen beheimatet ist. Hier wird alles zusammengetragen, was die Bürger der Gemeinde Lontzen ihr Leben lang begleitet hat, sowohl Privates als auch beruflich genutzte Gegenstände. Themenschwerpunkte der Vergangenheit bilden neben Zeitgeschehen, Bergbau, Landwirtschaft und Vereinsleben auch der ehemalige Bahnhof Lontzen-Herbesthal. Letzterem wurde ein eigener Raum gewidmet, in dem unter anderem Originalteile aus dem heute nicht mehr existierenden Bahnhofsgebäude ausgestellt sind. Darüber hinaus verfügt die Sammlung über umfangreiche Literatur zur lokalen Historie, die eingesehen oder auch befristet ausgeliehen werden kann. Der Eintritt ist frei! Öffnungszeiten: Februar - November: Jeden 1. und 3. Sonntag Dezember + Januar: Am 1. Sonntag im Monat jeweils von 14:00 Uhr - 16:30 Uhr
St. Hubertus Pfarrkirche
Die unter Denkmalschutz stehende Pfarrkirche des heiligen Hubertus an der Schlossstraße wurde zwischen 1768 und 1770 nach Plänen des Architekten Joseph Moretti errichtet. Aufgrund ihres Standortes oberhalb der Straße auf halber Höhe eines Hügels, überragt sie viele Häuser des Dorfes. Bereits ab Ende des 14. Jahrhunderts hatte an gleicher Stelle eine gotische Kirche gestanden. St. Hubertus wird von einem Friedhof umgeben, der nach alter Tradition mit einer Mauer umfasst ist. Die Sakristei und der Turm an der Front sind das Werk des Architekten Wildt und wurden 1902 bzw. 1910 gebaut. Der typische achteckige Glockenturm stammt ebenfalls aus jener Zeit. Die Kirche ist im Inneren sehr prunkvoll verziert und ausgestattet: Ein Altar aus dem Jahre 1776, Holzvertäfelungen aus dem 19. Jahrhundert sowie teilweise vergoldete Wandmalereien von Anfang des 20. Jahrhunderts laden zu einer Besichtigung ein. Die St. Hubertuskirche gehört zum Netz der offenen Kirchen.
Schloss von Lontzen
Die Geschichte von Schloss Lontzen reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Damals stand an gleicher Stelle ein wuchtiger Wohnturm, der 1288 im Limburgischen Erbfolgekrieg zerstört wurde. Dessen wehrhaftem Nachfolgebau ereilte 1702 im Spanischen Erbfolgekrieg ein ähnliches Schicksal. Die Ruine wurde 1746 abgerissen und an ihrer Stelle ein zweiflügeliges Schloss mit acht Achsen und 50 Räumen errichtet. Um 1845 ließ die damalige Eupener Eigentümerfamilie den spätbarocken Bau dem Zeitgeschmack entsprechend umgestalten. Ein weiterer Eigentümer fügte den Erker an der Nordwestfassade hinzu, der als Kapelle diente. Ein Großbrand im Jahre 1970 fügte dem historischen Gebäude schwere Schäden zu. Unter anderem fielen das Treppenhaus und schmuckhafte Holzvertäfelungen dem Feuer zum Opfer. In der Folge kaufte ein Aachener das ausgebrannte Schloss und ließ es weitgehend originalgetreu wieder aufbauen. Daher wirkt der Bau heutzutage mit dem ins Auge stechenden Erker, den Wassergräben und der von einem schmiedeeisernen Geländer flankierten Zugangsbrücke so, wie ihn seine bürgerlichen Bewohner im 19. Jahrhundert umgebaut haben. Das Anwesen ist in Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden.
Hohlwege & Stiegelpfade
Die einzigartigen Heckenlandschaften rund um Lontzen können auf vielfältigen Wanderwegen erkundet werden. Eine Besonderheit dieser Wanderrouten sind die zahlreichen Hohlwege und Stiegelpfade. Da im Mittelalter Straßen meist nicht befestigt waren, entstanden durch jahrhundertelange Nutzung mit Fuhrwerken und Vieh sowie abfließendes Regenwasser tief in das umgebende Gelände eingeschnittene Hohlwege. Zu den schönsten Hohlwegen zählen die Semmelgasse (Knotenpunkt 36 in Richtung Knotenpunkt 80), die Waugasse (Knotenpunkt 93 in Richtung Knotenpunkt 21), die Heesgasse (Knotenpunkt 32 in Richtung Knotenpunkt 4), die Hellendergasse (zwischen Knotenpunkt 12 und 92) und die Teufelsgasse (Knotenpunkt 63 in Richtung Knotenpunkt 12). Sind die Hohlwege oft Relikte historischer Straßen, so sind die Stiegelpfade teils sehr alte Fußwege, die Dörfer und einsam gelegene Gehöfte miteinander verbanden. Die sogenannten Stiegel sind Durchlässe aus Holzpfählen oder Steinen, oft auch Wipp- oder Drehtürchen, die dem Weidevieh den Weg versperrten, den Menschen aber Durchgang bieten. Ab Herbesthal startet beispielsweise am Gebäude „Zur Alten Schmiede“ in der Tivolistr. 11 ein 7,5 Kilometer langer Stiegelweg. Man trifft jedoch generell auf allen Wanderpfaden der Region auf Stiegel und Hohlwege. Wandern nach Knotenpunkten: https://www.ostbelgien.eu/de/wandern/knotenpunkt-netzwerk
Skulpturenweg „Auf den Spuren der Steine“
Steinbrüche prägen die Umgebung und die Geschichte von Walhorn. Zur Erinnerung an diesen Umstand wurde der Skulpturenweg „Auf den Spuren der Steine“ angelegt. Der Weg führt ausgehend vom Ortszentrum Walhorn entlang eines festgelegten Wanderweges rund um den ehemaligen, nun gefluteten Steinbruch Rotsch. Die Blausteinskulpturen wurden in einem Bildhauersymposium an der alten Werkshalle des Steinbruches von sieben internationalen Bildhauern erstellt. Zukünftig soll der Skulpturenpfad mit zweijährig stattfindenden Symposien sukzessiv wachsen und den historischen Weg der Steine vom ehemaligen Steinbruch zum Hausbau im Dorf markieren. Start: Teufelsgasse, schräg gegenüber vom Rolducplatz unweit der Kirche.
Außergewöhnliche Naturlandschaft von Rabotrath
Nur ein paar Wiesen, ein kleiner Berg und eine Zugstrecke trennen Lontzen von dem Örtchen Rabotrath. Dort gibt es neben einer kleinen Kapelle eigentlich nur ein paar Bauernhöfe. Doch auch in dieser Idylle hat der für die Region typische Abbau von Galmei-Erzen seine Spuren hinterlassen: Ab dem 15. Jahrhundert wurde in Rabotrath ein Tagebau betrieben. Bis ins 17. Jahrhundert hinein wurde das Galmei-Erz an der Oberfläche abgetragen. Ab 1739 gingen die Bergleute systematischer vor und förderten aus 50-60 Schächten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts endete der Abbau in Rabotrath und auf dem ehemaligen Bergwerksgelände entstand im Laufe der Jahre eine einzigartige Fauna und Flora. Metallophyten, die nur auf schwermetallhaltigen Böden wachsen können, gedeihen dort. Insbesondere in der Blütezeit im Mai und Juni blühen auf dem erzhaltigen Boden Galmeipflanzen, wie zum Beispiel das Gelbe Galmei-Veilchen. Eine der bemerkenswertesten Galmeiwiesen befindet sich direkt am Standpunkt einer Infotafeln der „Via-Gulia Wanderroute“ auf dem ehemaligen Abbaugelände. Von dort aus kann der Besucher ebenfalls eine herrliche Fernsicht genießen.
Traditionelle Bauweise
In der Region rund um Lontzen wurden jahrhundertelang verschiedene Steinbrüche betrieben. In den Lontzener Steinbrüchen wurden blauer und grauer Kalkstein und brauner Dolomitstein abgebaut. Sowohl die heutzutage meist renaturierten Steinbrüche als auch die dort abgebauten Steine prägen noch heute das Landschaftsbild. In Lontzen findet man auf dem gesamten Gemeindegebiet Gebäude aus grauem Kalkstein (z. B. das Schloss Lontzen), aber auch verschiedene aus Dolomit (z. B. die Kapelle St Anna in Lontzen Busch). Ab und zu sind Gebäude auch mit einer Mischung aus den Gesteinen erbaut worden. Die typisch kleinen Fenster der Gutshöfe wurden zum Beispiel häufig mit Blaustein eingefasst, während die Gebäude selbst aus Kalkstein oder Dolomit gemauert wurden. Entlang des ausgeschilderten 20 Kilometer langen Galmeiveilchenweges passieren Wanderer einige der historischen Steinbrüche und zahlreiche traditionell erbaute Gebäude.
Ehemaliger Bahnhof Herbesthal
Als im 19. Jahrhundert die Bahnstrecke zwischen Aachen und Lüttich fertiggestellt wurde, entstand in Herbesthal der erste Grenzbahnhof Europas, an dem eine Eisenbahnstrecke eine internationale Grenze überschritt. Bis 1920 lag der Bahnhof in Preußen. In Folge des Versailler Vertrages ging der bis dahin von den Preußischen Staatsbahnen betriebene Bahnhof ab 1920 zusammen mit dem Gebiet Eupen-Malmedy an Belgien. Durch die Funktion als Grenzbahnhof erlebte Herbesthal einen enormen Aufschwung: Ein Zollamt, mehrere Zollagenturen, Transportunternehmer und Kolonialwarengeschäfte ließen sich nieder. Ein Gaswerk zwecks Versorgung des Bahnhofes, der vielen Bahnhäuser und Straßen mit Leuchtgas, sowie ein Schulgebäude und das Gemeindehaus wurden errichtet. Neben der Zollabfertigung am Bahnhof wurde damals auch eine internationale Postsammelstelle errichtet. Wegen seines prunkvollen Interieurs galt der Bahnhof Herbesthal als einer der schönsten in ganz Europa. Leider ist von alledem fast nichts mehr übrig. In den 1980er Jahren wurden sowohl der Bahnhof als auch alle dazugehörigen Anlagen abgerissen. Lediglich das ehemalige Postpaketgebäude hinter dem Bahnhofsgebäude wurde gerettet und 2017/2018 in ein Vereinshaus umgebaut. Auf dem Areal kann man sich anhand von Schautafeln aber noch gut vorstellen, wie prachtvoll das Gebäude einst war und welch internationales Publikum dort verkehrte. Ein Denkmal erinnert an die zahlreichen jüdischen Kinder, die vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit Zügen aus Deutschland in Sicherheit gebracht wurden. Viele von ihnen betraten in Herbesthal zum ersten Mal ein Land, in dem sie nicht Menschen zweiter Klasse waren. Das ehemalige Bahnhofsgelände hat über den Pre-Ravel Radweg Anbindung an die Vennbahn und die Wanderwege nach Lontzen und Walhorn.
Johberg
Vom 12. Jahrhundert an bis 1795 war Walhorn eine der fünf Hochbanken des Herzogtums Limburg. Die Hochbanken waren Verwaltungs- und Justizeinheiten des Herzogtums. Das Schöffengericht in Walhorn hatte das Urteil über Leben und Tod. Auf dem Johberg wurden die durch das Schöffengericht verurteilten Verbrecher am Galgen hingerichtet. Dort befindet sich heutzutage ein Kreuzweg. Unweit der 12. Station steht noch ein Teil einer Säule des damaligen Galgens (1626 – 1798).
St. Anna Kapelle
Die St. Anna Kapellein Lontzen-Busch ist ein gotisches Kleinod aus dem 15. Jahrhundert. Zur originalen Ausstattung zählt der flämische Altar und der ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammende Predella (Altarsockel). Auf ihm sind die Apostel mit Christus als Halbfiguren dargestellt. Die Mittelgruppe des Altars stellt die Kreuzigung Jesu dar, die Seitenflügel zeigen die Szenen der Geißelung, der Kreuztragung, der Kreuzabnahme und der Auferstehung. Die Kapelle gehört zum Netz der offenen Kirchen.
Lindenplatz
Der Lindenplatz in der Dorfmitte Lontzens lädt zu einer bequemen Rast ein, ein großer Holzzug die Kinder zum Spielen. Eine Lore erinnert an den Abbau von Zinkerz in Lontzen zwischen 1870 und 1940. Die sich daneben befindende dreisprachige Infotafel ist Teil der Via Gulia-Wanderroute (Von der Quelle bis zur Mündung) und vermittelt Wissenswertes über den ehemaligen Zinkabbau in Lontzen. Hier erfährt der Betrachter, u.a. warum die französische Hauptstadt maßgeblich am Aufschwung und Erfolg des hiesigen Zinkabbaus beteiligt war. Am Lindenplatz starten mehrere ausgeschilderte lokale Rundwanderwege sowie ein 3 Kilometer langer Naturlehrpfad mit 50 heimischen Baumsorten und Sträuchern. Zudem macht der Platz Teil des Rad- und Wanderknotenpunktsystems aus, welches dem Gast eine einfache Orientierung nach Knotenpunkten ermöglicht. Fahrrad- oder Wanderrouten werden dabei an den Kreuzungspunkten (Knoten) anhand einer Nummer miteinander verbunden. Routen können vorab bequem anhand des Routenplaners zusammengestellt werden.
Kontaktiere uns
Haus für Tourismus Hohes Venn – Ostbelgien VoG
Ostbelgien
Place Albert Ier 29a
4960 Malmedy
T. +32 80 33 02 50
E. info@ostbelgien.eu
S. www.ostbelgien.eu