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Karneval in Ostbelgien: ein Volksfest für Jedermann

Karneval ist in Ostbelgien weit mehr als nur ein Fest! Beim Cwarmê in Malmedy marschieren die in klassischen Kostümen gekleideten Karnevalisten im Takt der traditionellen Musik und grinsen breit. In den deutschsprachigen Gemeinden wie Sankt Vith, Kelmis, Raeren und Eupen, wo der Karneval nach rheinischer Tradition gefeiert wird, tanzen die Karnevalisten ausgelassen zu den Klängen deutschsprachiger Karnevalsmusik. Es ist Rosenmontag 2023 in Eupen: Die Sonnenstrahlen wärmen die Menschenmenge, die der Kälte trotzt und auf die Ankunft des Karnevalsprinzen 2023 Marco I. wartet. Möge der Trubel beginnen!

Text: Ostbelgien.eu Fotos: ostbelgien.eu

Der rheinische Karneval

„In Eupen wird Karneval nach rheinischer Tradition gefeiert, so wie in Köln“, erklärt Alain Brock, begeisterter Karnevalist und Präsident der Vereinigung der ehemaligen Karnevalsprinzen. „Karneval ist die Gelegenheit, vor der Fastenzeit zu feiern. Dieser Brauch geht auf das Jahr 1213 zurück. Die Tradition farbenfroher Karnevalskostüme wiederum entstand im späten 18. Jahrhundert, als die Tuchindustrie in der Region florierte. Während des Karnevals schlossen die Unternehmen drei Tage lang ihre Türen, damit jeder an den Feierlichkeiten teilnehmen konnte. Die Arbeiter der Tuchfabriken durften zu diesem Anlass Stoffreste mitnehmen und daraus ihre Kostüme herstellen“.

„In Eupen ist es schon seit Jahrzehnten so, dass sechs traditionelle Karnevalsgesellschaften abwechselnd den Prinzen bestimmen. Rund 80 private Karnevalsgesellschaften nehmen jedes Jahr am Umzug teil. Die Wagen werden Monate im Voraus vorbereitet. Alles ist handgefertigt, auch die Kostüme. Während der Feierlichkeiten beginnen die Gesellschaften den Tag früh am Morgen und treffen sich, um sich zu verkleiden. Ein vierstündiger Umzug erfordert viel Vorbereitung. Wenn der Prinz beim Rosenmontagszug an den Menschen vorbeizieht und Applaus erklingt, ist das ein magischer Moment. Genau für solche Momente sind wir hier“, freut sich Alain Brock.

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Karneval ist die Gelegenheit, vor der Fastenzeit zu feiern. Dieser Brauch geht auf das Jahr 1213 zurück.

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Die letzten Vorbereitungen

Die letzten Vorbereitungen finden am Wochenende vor Karneval statt. Auch in der Lagerhalle, in der mehrere Karnevalswagen stehen, wird fleißig gearbeitet, um ihnen den letzten Schliff zu geben: letzte Farbakzente werden gesetzt, Aufkleber, Fahnen und Lichter angebracht. Währenddessen ertönt im Saal ein deutsches Karnevalslied nach dem anderen. Hier herrscht gute Stimmung!

An diesem Wochenende werden auch die letzten Änderungen an den Karnevalskostümen vorgenommen. Frau Bartholemy, 74, fertigt seit über 22 Jahren Kleidung für ihre Tochter an. „Kleider zu nähen ist mein Hobby. Es macht mir viel Spaß, Karnevalskostüme herzustellen, weil ich so auf meine Art mit den jungen Menschen mitfeiern kann“, erklärt sie begeistert. Das „Karnevalsgen“ hat sie von ihren Eltern geerbt. Früher nahm sie immer am bunten Trubel teil. Auch heute ist sie jedes Jahr mit von der Partie. „Ich bin Mitglied der Vereinigung, die den Altweiberdonnerstag in Eupen organisiert. Um 7:30 Uhr frühstücken wir gemeinsam. Anschließend fahren wir durch die Stadt Eupen, vorbei am Pflegeheim in die Bergstraße zum Clown, der vom Künstler Joseph Braun gefertigt wurde, um die Karnevalstradition der Stadt zu würdigen. Anschließend besuchen wir den Bürgermeister, der uns als Symbol für die Machtübernahme der Frauen um Punkt 11:11 Uhr den Rathausschlüssel überreicht. Wir wandern durch die Straßen der Stadt und feiern am Nachmittag in den Räumlichkeiten der deutschsprachigen Tageszeitung GrenzEcho. Am Abend folgt dann der Ball“.

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Traditionelle Feierlichkeiten mit den Prinzen von 2023

Fabien Marichal ist der Vorsitzende des Männerchors Royale Malmédienne, der traditionelle Lieder singt. Anlässlich des Karnevals 2023 übernimmt Fabien Marichal dieses Jahr jedoch auch eine weitere Aufgabe, nämlich die Rolle des Trouv'lê von Malmedy. Er und sein Amtskollege aus Eupen – Marco Demonthy, kurz Marco I., Karnevalsprinz 2023 – freuen sich darauf, den in ihrer Stadt veranstalteten Feierlichkeiten vorzustehen.

„Während der Pandemie haben wir uns trotz allem verkleidet, sind spontan durch die Straßen gezogen und haben gefeiert. So sind wir Eupener Karnevalisten: spontan und lösungsorientiert. Wir haben in diesen schwierigen Zeiten nicht aufgegeben. Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, trotzdem Karneval zu feiern und unsere Tradition fortzuführen“, sagt der Karnevalsprinz 2023 Marco I. mit einem Lächeln im Gesicht. Der größte Traum des 26-jährigen Karnevalisten ist in Erfüllung gegangen: Er wurde zum neuen Karnevalsprinzen seiner Stadt Eupen proklamiert. Als Mitglied des Traditionsvereins KKG Micky-Mäuse regieren er und sein junger Kollege, der 10-jährige Kinderprinz 2023 Thibo Fays, die Feierlichkeiten an diesem intensiven verlängerten Wochenende. „Ich liebe Karneval, weil so viele Menschen daran teilnehmen, die Straßen voll mit Konfetti sind und wir dieses Fest mit der ganzen Familie feiern können“, sagt Kinderprinz Thibo. Es wird schnell deutlich, dass der Eupener Karneval viel länger dauert als die geplanten Feierlichkeiten: „Auch zwei Wochen nach Karneval findet Mama bei uns immer noch Konfetti. Wir veranstalten zu Hause immer eine Konfettijagd!“, jubelt Kinderprinz Thibo.

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Stoßen wir auf dieses rauschende Fest an!

„Ich fühle mich wie eine Flasche Champagner, die schon zu lange reift und bereit ist, zu explodieren. So viele Emotionen brodeln in mir, jetzt, da unser Fest endlich stattfinden kann“, erklärt Fabien Marichal. Es besteht kein Zweifel daran, dass Cwarmê ein Fest für Jung und Alt ist. Während der Karnevalsprinz zur Galionsfigur des rheinischen Karnevals geworden ist, spielt der Trouv'lê im Cwarmê von Malmedy eine symbolische Rolle: Er sorgt während der Feierlichkeiten für Ordnung. „Ich stelle sicher, dass sich jeder nach dem Verhaltenskodex verhält, der seiner Maske entspricht. Früher war der Trouv'lê Kapitän der Jugendgruppen und achtete darauf, dass sie sich anständig benahmen“.

Es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen den Rollen des Karnevalsprinzen und des Trouv'lê. Sechs Tage lang feiern diese Aushängeschilder des Karnevals ihren Status als zentrale Person ihrer Region – der eine auf einem Karnevalswagen, flankiert von seinen beiden Pagen, der andere zu Fuß, um so gut es geht für Ordnung zu sorgen. Außerdem sind beide Feste sowohl von der Atmosphäre als auch von der Kultur her völlig unterschiedlich.

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„Rosenmontag“ oder „Rollenmontag“?

In Eupen findet am Rosenmontag, also am letzten Tag vor Beginn der Fastenzeit, ein großer Umzug statt, an dem alle Karnevalsgesellschaften teilnehmen. Der Papst soll an diesem Tag im Mittelalter eine Rose geweiht haben, was dem Rosenmontag seinen Namen gegeben haben soll. Heute marschiert der Umzug durch die Eupener Oberstadt, in die Unterstadt und wieder zurück. „Im Jahr 1884 wurde hier der erste Rosenmontag gefeiert“, erklärt Alain Brock.

Der letzte Montag vor Beginn der Fastenzeit ist auch in Malmedy ein ganz besonderer Tag. „Am Montag stellt der Chor Royale Malmédienne die Rollen vor. Diese kleinen Geschichten, die auf Wallonisch auf verschiedenen Bühnen in der Stadt erzählt und gesungen werden, sind wunderbar anzusehen. Die kleinen Sketche erzählen lustige Anekdoten über Ereignisse des vergangenen Jahres“, erläutert Fabien Marichal.

Sowohl die Region als auch die Einwohner machen den Karneval in Eupen zu einer lebendigen Tradition. Die verkleideten Karnevalsfreunde singen lauthals und wiederholen mit kräftiger Stimme das „Alaaf“ des DJs auf dem Wagen. Wenn man diese Festlichkeiten zum ersten Mal erlebt, traut man seinen Augen nicht und ist von der Freude, der Liebe und der Spontaneität, die von den Teilnehmern und dem Publikum ausgeht, verzaubert. Überall genießen die Menschen die Sonne oder tanzen mit einem Glas Bier in der Hand.

Dasselbe gilt für Marc, der aus Düsseldorf angereist ist: „Hier ist der Karneval viel intimer und lustiger. Outfits, Leute oder Themen – alles ist viel weniger politisch als in Deutschland“. Marc kommt zum Feiern nach Eupen, wenn er die Gelegenheit dazu hat.

2023 geht der Preis für das beste Kostüm an France und ihre Familie, die als die Daltons verkleidet sind. Die Familie lebt in Verviers, kommt aber jedes Jahr nach Eupen, um am Karnevalsfest teilzunehmen. „Wir bemühen uns jedes Jahr, ein schönes Karnevalskostüm auszuwählen. In den vergangenen Jahren haben wir uns zum Beispiel als Clowns oder Römer verkleidet“, sagt sie und lächelt. „Wir versuchen, an mehreren Umzügen in der Region teilzunehmen“.

Nach einer letzten Tour durch die Stadt beobachtet Prinz Marco I. mit Stolz und Freude, wie die Kinder die Süßigkeiten aufheben, die er ihnen zuwirft. Diesen Moment, als er an der Menschenmenge vorbeifährt, möchte er in Erinnerung behalten. Genau darum geht es: gemeinsam zu singen und zu tanzen, wie es nur die Menschen in Ostbelgien können. Die Wagen können nun zu ihrem Lager zurückkehren, bis nächstes Jahr wieder alles von vorne losgeht. Alaaf!

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