Meine Venntrilogie – Glücksorte und tierische Begegnungen
Im April 2024 haben wir die österreichische Bloggerin Janine von „Gepackt & Los!“ eingeladen, um einige Tage lang auf der Venntrilogie zu wandern. Lesen Sie hier einige ihrer Eindrücke und Lieblingsplätze entlang der Route.
Text & Fotos: Janine Wenzel (https://gepacktundlos.com/)
Für mich bedeutet Weitwandern vor allem, sich ganz auf den Weg einzulassen und unterwegs in der Natur alles in sich aufzusaugen, die kleinen Dinge am Wegesrand wahrzunehmen. Vier Apriltage lang tauchte ich ein in das Nördliche und Hohe Venn – und fand zahlreiche lauschige Plätze.
1. Dreiländereck
Das Dreiländereck am Vaalser Berg kann man definitiv als einen Kraftort bezeichnen. Hier treffen nicht nur drei Länder aufeinander, sondern dieser Punkt ist auch die höchste Erhebung der Niederlande.
Was ihn zu einem bedeutenden Ort macht, ist die Tatsache, dass sich an diesem Ort der Startpunkt befindet, also Kilometer Null der Venntrilogie. Hier beginnt das Wanderglück. Ab jetzt heißt es, mehrere Tage in Folge zu wandern, keine Strecke zweimal. An jenem Freitagmorgen war ich die einzige Besucherin.
2. Liebenswerte Langohren
Wenn ich Eseln begegne, zaubern sie mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht. Die Tiere mit den Langohren strahlen eine gewisse Gelassenheit aus und es bereitet mir Freude, sie anzuschauen. Manchmal tragen sie richtig lustige Frisuren. Gleich auf der ersten Etappe wanderte ich an zwei knuffeligen Eseln mit braunem Fell vorbei.
Mit solchen tierischen Begegnungen kann es gerne weitergehen.
3. Neu-Moresnet Industrieanlage
In Neu-Moresnet liegt ein idyllischer Fischteich, direkt neben einer Industrieanlage. Den Fischteich Tülje kann man zwar leider nicht ganz umrunden, er lädt aber zum Verweilen ein. Die Spiegelung der historisch schönen Gebäude ist einfach schön und erfüllt die Herzen von FotografInnen.
„Was für ein schönes Platzerl“ finden offenbar auch einige Enten, die hier ganz gemütlich über das Wasser gleiten.
4. Zottelige Hochlandrinder
Es gibt wohl kaum jemanden, der die Hochlandrinder nicht beeindruckend findet. Diese urwüchsigen Tiere mit zotteliger Mähne und dem verträumten Blick erscheinen gewissermaßen sanftmütig. Dass ich bald auf Hochlandrinder treffen würde, kündigte ein Hinweisschild an. Es wird wegen der Jungtiere um rücksichtsvolles Passieren gebeten. Und tatsächlich konnte ich ein ganz junges Hochlandrind und die behütenden Blicke der Mutterkühe beobachten.
5. Hammerbrücke
Einen Platz zum Verweilen fand ich im Göhltal, mit einem Blick auf die beeindruckende Hammerbrücke. Hier rasen Hochgeschwindigkeitszüge durch die idyllische Landschaft. Zum Beispiel fährt über diese Brücke der Thalys zwischen Deutschland, Belgien und Frankreich. Züge aus der Ferne zu beobachten, lässt die Zeit vergessen.
6. Walhorner Heide
Am Ende der ersten Etappe unterquert ein Tunnel die Autobahn. Ganz unerwartet öffnet sich auf der anderen Seite ein idyllisches Feuchtgebiet, die Walhorner Heide. Bäume, Sträucher und Gras leuchten in verschiedenen Grüntönen und spiegeln sich in den Pfützen. So überrascht und beeindruckt war ich von dieser grünen Oase. Die erste Etappe habe ich definitiv als die abwechslungsreichste erlebt.
7. Sauna-Glück
Was gibt es Schöneres, als sich nach einem langen Wandertag in der Sauna zu entspannen – und das gleich nach der ersten Etappe? Das Hotel Tychon in Eynatten hat einen schönen Wellnessbereich mit Sauna und Schwimmbad. Absolut verdient nach fast 28 Kilometern Wanderung, würde ich sagen.
8. Schnecken
Schnecken erinnern uns daran, die kleinen Dinge entlang unseres Weges zu schätzen und das Tempo zu verringern. Diese faszinierenden Tiere sind vom hektischen Stadtleben unberührt und lehren uns, den Alltag mit Gelassenheit zu betrachten. Auf der Venntrilogie begegnete ich ihnen auf jeder Etappe.
9. Die drei Schafe
Esel, Ziegen – und auch Schafe – gehören zu den neugierigen Tieren, denen man unterwegs begegnen kann. Drei ganz besondere Schafe, die mich auf der zweiten Etappe ein Stück begleiteten, sind mir in Erinnerung geblieben. Zuerst begrüßten sie mich mit einem lauten Mähen und schauten mich mit ihren kleinen Augen an. Als ich weitergehen wollte, folgten sie mir bis zum Ende ihres Zaunes und mähten noch eine Weile weiter.
10. Eisenbahnschienen im Wald
Mitten im Wald stieß ich auf der zweiten Etappe auf Eisenbahnschienen. Ob hier noch ein Zug fährt? Die Schienen waren teilweise mit Gras und Blumen überwuchert und es fehlten Bodenbretter. Auf mich wirkten diese Gleise stillgelegt. Ich verweilte eine Zeit lang und stellte mir eine uralte Dampflok vor, die hier vor vielen Jahren gefahren sein muss. Später erfuhr ich, dass die Strecke doch gelegentlich befahren wird. Also bitte nicht nachmachen und nicht auf die Gleise setzen.
11. Weiher im Diebachtal
Unweit von Eupen liegt das Diebachtal. Mitten im Wald entdeckte ich einen Weiher mit einer Rastbank. Eine willkommene Gelegenheit für eine Pause. Während ich meine Brotzeit einnahm, beobachtete ich das Gewässer und entdeckte eine Schildkröte, die auf Altholz saß und die Sonne genauso genoss wie ich.
12. Eupen
Vom ersten Moment an, als ich Eupen betrat, fühlte ich mich wohl. Die Sonne strahlte über der ostbelgischen Stadt mit ihren historischen Häusern. Eupen ist bekannt für seine hübschen Patrizierhäuser. Kinder spielten am Wasser, Menschen aßen Eis. Wie kann man dieser Stadt nicht verfallen? Ein Rundgang (auch durch die Unterstadt) führt an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei.
13. Zeltplatz im Wald
Wildcampen ist an vielen Orten verboten – und um ehrlich zu sein, ist das Zelten (zumindest zum jetzigen Zeitpunkt) keine Option für mich. Aber ich kann gut verstehen, dass Fernwanderer flexibel sein wollen, was die Übernachtung und günstig unterwegs sein angeht. So fand ich einen ausgewiesenen Zeltplatz mitten im Wald. Durch Belgien führen einige Fernwanderwege, weshalb solche Plätze notwendig sind. Als ich am frühen Morgen hier vorbeikam, zählte ich einige Zelte und beobachtete das Treiben. Die Lage im Wald direkt am Bach ist wunderschön. Ostbelgien ist hier meiner Ansicht nach vorbildlich, solche Plätze unter dem Motto „Leave nothing but Footprints“ anzubieten.
14. Das Hohe Venn
Drei Regionen durchzieht die Venntrilogie, zu je zwei Etappen. Die dritte und vierte Etappe sind landschaftlich vom Hohen Venn geprägt. Die dritte Etappe verläuft einige Zeit durch die beruhigende Hochmoorlandschaft. Der Übergang vom dichten Wald hinaus in das offene Hohe Venn ist fantastisch. Als würde man sich plötzlich in einer ganz andren Welt bewegen. Es geht von Holzsteg zu Holzsteg – rundherum wachsen ganz besondere Vegetation. Ende April entdeckte ich hier gelbe Narzissen.
15. Aussichtsplattform Signal de Botrange
Für mich als Weitwanderin war das Ziel der dritten Etappe, der höchste Punkt Belgiens. Bevor ich dieses erreichte, spazierte ich Kilometerweit auf Holzstegen durch das Hohe Venn. Menschen begegnete ich erst wieder bei der Aussichtsplattform am Signal de Botrange. Für die meisten ist dies ein kurzer Spaziergang vom Parkplatz, für mich nach 20 Kilometern das Tagesziel. Da kann man schon ein bisschen stolz auf sich sein.
16. Höchster Berg Belgiens
Einen Gipfel zu erklimmen, muss mit keiner Kraxelei verbunden sein. Die höchste Erhebung gleich aller BeNeLux-Länder ist der Signal de Botrange auf 693 Meter. Durch die Verlängerung einer Treppe auf dem Baltia-Hügel, mit kleiner Aussichtsplattform, wird der Berg künstlich über 700 Meter hoch.
17. Wasserfall von Bayehon
Die Venntrilogie überrascht immer wieder. Auf der vierten Etappe zog es mich zu einem ganz besonderen Wasserfall. Schon vom Weg aus war er zu hören und zu sehen, doch um ihn zu erreichen, ist ein kurzer sehr steiler Abstieg über Felsen nötig. Aus luftiger Höhe stürzt das Wasser kaskadenartig nach unten. Hier fühlte ich mich zum Verweilen eingeladen und vergaß beinahe die Zeit.
18. Trôs-Marets Schlucht
Auf derselben Etappe, wie der Wasserfall erwartete mich eine weitere Überraschung: die Trôs-Marets Schlucht. Der abenteuerliche Pfad führt neben dem Bach her und es rauscht angenehm in den Ohren. Rundherum zeigt sich die Vegetation ziemlich üppig. Als wildromantisch würde ich diesen Abschnitt beschreiben.
19. Malmedy
Malmedy ist das Ziel der vierten und Startpunkt der fünften Etappe. Für mich war das Städtchen leider das vorzeitige Ende der Venntrilogie, da ich die letzten beiden Etappen aufgrund von Sturmwarnungen nicht mehr gehen konnte. Daher verbinde ich mit Malmedy ganz besondere Erinnerungen. Die Stadt hat auf jeden Fall einiges zu bieten und es lohnt sich unbedingt, hier ein wenig Zeit zu verbringen. Die Sehenswürdigkeit schlechthin ist die Kathedrale mit ihrer Schatzkammer und den Klostergebäuden. Wer zur Zeit des Karnevals kommt, erlebt Malmedy auf ganz besondere und kulturelle Weise.
Wetterbedingt musste ich die letzten beiden Etappen ausfallen lassen und konnte mir daher leider kein Bild der dritten Region der Trilogie, das südliche Venn machen. Ich bin mir aber sicher, dass ich von weiteren schönen Plätzen und Tierbegegnungen hätte berichten können. Ich habe die Venntrilogie als einen ganz besonderen Weitwanderweg kennengelernt – sicherlich einmalig in dieser Kombination aus drei einzigartigen Landschaften. Und ich bin mir sicher, dass jeder andere Wandernde hier sein persönliches Wanderglück finden wird.
Über die Autorin
Janine von Gepackt & Los! ist Outdoorbloggerin aus Österreich. Am liebsten wandert sie in Europa und nimmt andere gerne virtuell mit, um ihre Erlebnisse zu teilen: https://gepacktundlos.com
Beitrag zur Venntrilogie: https://gepacktundlos.com/venntrilogie